Wachstum: Motivation und Teilen der Vision
Motivation
Vielleicht wird der eine oder andere Leser in der letzen Woche seine Motivation für Wachstum kurz verloren haben, als es um den Mythos ging, dass man wachsen müsse, um weiterhin gute Gewinne zu machen. Auch wenn Wirtschaftswissenschaftler keinen statistischen Zusammenhang beweisen können, ist doch für viele Menschen klar: wenn ich besser werde, mache ich auch mittel- und langfristig mehr Gewinn. Wie kommt es zu diesem scheinbaren Widerspruch?
“Besser werden” und “Wachstum” sind nicht immer deckungsgleich. Beiden Begriffen fehlt der Aspekt, WORIN ich besser werden oder wachsen möchte. “Wachstum” wird fast immer an Kennzahlen gemessen: Umsatz, Gewinn, Anzahl Kunden etc. “Besser werden” kann sowohl an diesen Kennzahlen orientiert sein (dann deckt es sich) – oder an weniger konkret messbaren Werten wie Kundenorientierung, Mitarbeiterzufriedenheit oder Lernen in der Organisation. Gerade an den zuletzt genannten Begriffen wird klar, dass solche Verbesserungen oft keine sofortige Wirkung auf die Gewinne haben werden, sondern sich mittel- und langfristig “auszahlen”.
Was das jetzt mit Motivation zu tun hat? Denken Sie doch noch einmal über Ihre eigenen Ziele nach. Wie sehr würde 25% mehr Einkommen Ihre Lebenssituation wirklich verbessern? Und wie sehr würde sich Ihr Leben verändern, wenn Sie begeisterte Kunden oder glückliche Mitarbeiter hätten und ständig dazulernen und persönlich wachsen? Was motiviert Sie persönlich mehr?
Und ich schreibe hier bewusst nicht, dass eines der Ziele wertvoller ist. Es ist schliesslich Ihre Entscheidung.
Das sagt die Wissenschaft
Die Motivationstheorie kennt die intrinsische Motivation, die einem inneren Bedürfnis entspringt (z.B. Spass oder Einsicht der Notwendigkeit). Das Gegenstück ist die extrinsische Motivation, die darauf abzielt, Reaktionen im Außen zu erhalten (z.B. Belohnung oder Vermeidung von Sanktionen). Oft passiert es, dass durch häufige Übung einer zuvor extrinsisch motivierten Aufgabe diese verinnerlicht wird und somit zu einer intrinsischen Motivation. Es kann auch vorkommen, dass eine interne Motivation durch viel versuchte Motivation von außen weniger wird oder verschwindet.
Wissenschaftlich anerkannt scheinen derzeit 3 Grundmotive, zu denen auch schon entsprechende Neurotransmitter identifiziert wurden, die dieses Verhalten belohnen:
- Leistung: Erfolg, Fortschritt, Neugier, Kreativität, Abwechslung
- Macht: Wettbewerb, Dominanz, Kontrolle, Kampf, Status
- Zugehörigkeit: Freundschaft, Beziehung, Zuwendung, Sicherheit
Jedes dieser 3 Grundmotive ist erst mal als Hin-zu formuliert: mehr Erfolg, mehr Status oder mehr Sicherheit. In der Praxis werden Sie jedoch auch oft Menschen mit umgekehrter Motivation finden, die Versagen, Ohnmacht oder Wertlosigkeit vermeiden wollen – das sind sogenannte Von-Weg-Motive.
Ihre eigene Motivation
Für viele Aufgaben sind heute Menschen gefragt, die intrinsisch motiviert sind. Und auch sonst ist es von Vorteil, wenn man seine Motivation selbst findet, statt darauf zu warten, dass sie von außen herangetragen wird. Was ist, wenn der Träger ein Motivationsthema hat und gar nicht ankommt?
Schauen Sie doch mal bei sich selbst hin: welche Ihrer Ziele sind intrinsisch oder extrinsisch motiviert? Welche Ihrer Ziele werden von welchen Grundmotiven gespeist? Und geht es dabei um eine Hin-Zu oder eine Von-Weg-Motivation?
Gerade für Unternehmer und Macher ist es wichtig, die eigene Motivation zu verstehen. Eine intrinsische Motivation ist sicherlich ebenso von Vorteil wie ein klares Ziel, wie die spätere Situation sein soll. Sicherlich erinnern Sie sich noch an unsere Übung von vor zwei Wochen. (Wer später dazu kam, darf gerne ins Archiv gucken.)
Tipp: Wenn Sie in Ihre Vergangenheit schauen, wie Sie Ziele und Erfolge ganz leicht erreicht haben, können Sie lernen, Ihre Motivation von damals auf Ihre aktuellen Ziele übertragen, um diese noch motivierender zu gestalten.
Teilen der Vision
Okay, Sie sind jetzt bis in die Haarspitzen von Ihrer Idee, Ihrem Unternehmen und Ihren Zielen motiviert.
Und denken Sie weiterhin daran: täglich nur 10 Minuten in Ihrem Traum zu verbringen reicht aus, um Ihre Energie hoch zu halten. Das gilt auch weiter in dieser und der nächsten Woche.
Jeder, der schon einmal versucht hat, andere Menschen zu irgendetwas zu motivieren, wird vielleicht erkannt haben, dass dies nicht ganz einfach war. Das liegt daran, dass Menschen zum selben Thema oft ganz unterschiedliche Motivationsmuster haben. Wo Sie als Unternehmer vielleicht in dem neuen Kundencenter die Chance sehen, viel Anerkennung von Kunden zu bekommen, befürchtet ein Mitarbeiter den Verlust des bisherigen Arbeitsplatzes und der damit verbundenen Beziehungen – und ein anderer macht sich Gedanken, wie er das neue Wissen alles in seinen Kopf bekommen soll.
Selbst wenn Sie jetzt auf der Sachebene ganz viele tolle Argumente für das Kundencenter liefern, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Sie Ihre Mitarbeiter nicht erreichen, sofern Sie seine Motivation nicht verstanden haben. Und noch schlimmer: Sie haben keine zweite Chance für einen ersten Eindruck. Wenn sich die Meinung zu einem Thema erst einmal gebildet hat, ist es ungleich schwerer, diese wieder zu ändern. Also: lieber gleich richtig machen! Nur: wie?
Handlungsoptionen
Sie haben grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten, Ihre Vision mit Anderen zu teilen. Die meist verwendeten habe ich mit ihren Vor- und Nachteilen hier dargestellt:
Wenn Sie auf die Farben schauen, erkennen Sie, dass die Wege alle Vor- und Nachteile besitzen. Insbesondere Workshops bieten Chancen zur Aktivierung (= Motivation!) von Menschen, kosten bei Vorbereitung und Durchführung jedoch einigen Aufwand.
Je nach Wichtigkeit der Zielgruppe können Sie sich für eine oder mehrere der Optionen entscheiden, auch in Kombination. Mitarbeiter, die Sie für die Erreichung der Ziele und das Wachstum benötigen, dürfen in einem Workshop selbst von der schönen Zukunft träumen und die Vision mit gestalten – vielleicht sogar in unterschiedlichen Workshops je nach Grundmotivation. Kunden werden in einem Meeting über die Veränderung informiert, um Bedenken aufzugreifen und auf individuelle Motive von Meinungsmachern einzugehen. Geschäftspartner werden lediglich schriftlich informiert, weil sie nur indirekt betroffen sind.
Wichtig ist beim Teilen der Motivation, dass die Begeisterung überspringt und jeder Beteiligte seine eigene Motivation findet. Dazu dürfen zum Beispiel auch in einer schriftlichen Publikation unterschiedliche Motive angeboten werden: für intrinsisch und extrinsisch motivierte Menschen genauso wie für die 3 Grundmotive jeweils in positiver und umgekehrter Form.
Das klingt nach viel Arbeit. Die Alternative, die Vision im Alleingang durchzusetzen, ist oft gar keine. Also: lieber von Anfang an richtig machen. Ja, es fällt noch nicht jedem so leicht, sich in andere Menschen und deren Handlungsmotive hinein zu denken. Und doch lohnt es sich, weil so die Beigeisterung und Energie der Mitspieler geweckt wird – denn das ist fast unbezahlbar.
Übung: finden Sie diese Woche bei 3 Menschen in Ihrem Umfeld heraus, was deren Motivation für ihre Aufgaben ist. Viel Spaß beim Beobachten und Fragen!
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